World Wide Web 4.0 – eine EU-Initiative für die neuen Chancen und Herausforderungen der virtuellen Welt

von Lieb Rechtsanwälte

Ein Beitrag von RAin Natalie Freiin von Beust

Am 11. Juli 2023 hat die Europäische Kommission eine neue Strategie für das Web 4.0 und virtuelle Welten zur Steuerung des nächsten technologischen Wandels angenommen, um eine offene, aber dennoch sichere und vertrauenswürdige, inklusive und faire digitale Welt für Verbraucher:innen und Unternehmen wie auch öffentliche Verwaltungen in der Europäischen Union zu gewährleisten.

Die nächste Generation des Internets und die von der EU Kommission ins Rollen gebrachte Initiative soll eine Integration digitaler und realer Objekte und Umgebungen sowie eine bessere und stärkere Integration zwischen Mensch und Maschine ermöglichen. Die Digitalisierung zählt als eine der wichtigsten Triebkräfte und damit das Web 4.0 als bedeutender technologischer Wandel der europäischen Wirtschaft. Ein nahtlos vernetztes und intelligentes digitales Umfeld soll zum Standard der Europäischen Union werden, zumal Schätzungen zufolge das weltweite Marktvolumen der virtuellen Welten von 27 Mrd. € im Jahr 2022 bis 2030 auf über 800 Mrd. € steigen wird. Ziel ist es, dass die Werte und Grundsätze der Europäischen Union eingehalten und gelebt werden, die Rechte der Bürger:innen der Europäischen Union uneingeschränkt gelten und europäische Unternehmen sich weiterentwickeln können und von dieser Weiterentwicklung enorm profitieren.

Die zentrale Säulen der EU-Initiative bauen auf den Kernpunkten der Digitalisierung auf: Kompetenzen, Unternehmen, öffentliche Dienste und Infrastrukturen. Konkret sollen die Mündigkeit und die Kompetenzen der Bürger:innen der Europäischen Union gestärkt werden. Die Förderung der Kompetenzen der Bürger:innen in Bezug auf die Virtualität und Digitalisierung soll unterstützt werden durch Veröffentlichung von Leitlinien, Erstellen einer „Talentpipeline“ sowie Förderung digitaler Inhalte und Projekte. Die Weiterentwicklung von Unternehmen soll erreicht werden durch die Unterstützung eines europäischen industriellen Ökosystems für das Web 4.0, das die verschiedenen Akteure der Wertschöpfungskette virtueller Welten und des Web 4.0 zusammenbringt. Es ist eine Partnerschaft für virtuelle Welten zur Förderung von Spitzenleistungen in der Forschung und Entwicklung eines technologischen Plans für virtuelle Welten geplant. Kreative und Medienunternehmen sollen bei der Entwicklung von Innovationen dabei unterstützt werden, neue Kreativwerkzeuge zu testen und den Austausch mit industriellen Anwendern und Entwicklern zu suchen. Angestrebt wird auch eine Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedstaaten, um „Reallabore für das Web 4.0 und virtuelle Welten“ zu entwickeln. Dabei soll insbesondere vermieden werden, dass das Web 4.0 von einigen wenigen großen Akteuren dominiert wird – die Gestaltung weltweiter Standards für offene und interoperable Welten und die Zusammenarbeit mit den Interessenträgern der Internet-Governance sollen dem entgegenwirken. Auch soll der gesellschaftliche Fortschritt und die virtuellen öffentlichen Dienste im Rahmen der mitgliedstaatlichen Behördenarbeit ausgebaut werden. Die Europäische Kommission hat dafür zwei neue Leitlinien entwickelt – die „CitiVerse“, eine immersive städtische Umgebung, die für Stadtplanung und -management eingesetzt werden kann und zusätzlich die Entwicklung eines europäischen virtuellen Zwillings des Menschen als Nachbildung eines menschlichen Körpers, der die klinische Entscheidungsfindung und personalisierte Behandlung unterstützen soll.

Der Weg zum Ausbau der Digitalisierung und virtueller Welten ist lang und ergiebig – mit den neuen Vorschlägen der EU Kommission ist ein neues Ziel gesetzt. Die Strategie der EU Kommission soll sicherstellen, dass europäische Bürger:innen die virtuellen Welten sicher und selbstbewusst nutzen und Unternehmen der Europäischen Union weltweit führende Anwendungen entwickeln können. Offene Technologien, Einhaltung von Standards, Rechten und Werten und zeitgleich Förderung von Innovationen und Forschung sollen die Interoperabilität zwischen Plattformen und Netzen, die Wahlfreiheit der Nutzer:innen und den wirtschaftlichen (digitalen) Erfolg der Europäischen Union sichern.

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