The baggage lie | Die Koffer-Lüge

von Jörg Steinheimer | Lieb.Rechtsanwälte

Some opinion at LIEB-news| Ein bisschen Meinung bei LIEB-Aktuelles darf sein

By our Aviation team

You can read about it everywhere: Those big, bad Airlines which spoil the passengers’ excitement about going on holiday by deliberately delaying and canceling flights and then do not pay the compensation according to EURegulation 261/2004 immediately.

The fact that the branch is on the verge of collapse has been determined by Jim Callaghan in an article worth reading. https://www.linkedin.com/pulse/primera-air-bankruptcy-hidden-costs-eu-regulation-jim-callaghan.

But there is also another sideshow every airlines lawyer knows: the baggage lawsuit.

Indeed, baggage gets lost sometimes and yes, it is annoying. If the Airline does not pay or does not pay the claimed amount, passengers eagerly file a lawsuit. There is one phenomenon which can be observed: It seems to us like approximately 70 % of the passengers travel with suitcase-content in an estimated value of around 1200 €. What a coincidence!

Looking into the Montreal Convention brings light into the darkness: Accordingly, the airline’s liability in case of destroyed, damaged, lost or delayed luggage is limitited to 1000 special drawing rights (Art 22 Montreal Convention) which can be converted to circa 1.200 €. It is impressive how some passengers are lying nonchalantly. Truth is ultimately a matter of opinion.

But when a passenger needs legal aid and also had alledgedly underpants worth 85 € (Versace Panties, 84,95 €) packed in his suitcase and his 83 year old Grandmother can exactly remember the suitcase content - despite the fact that the trip was more than two years ago -, you ask yourself as a lawyer whether the statutory duty to tell the truth in a civil trial is still worth anything.

 

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Aviation | Meinung: „Die Koffer-Lüge“

Von unserem Aviation-Team

Die großen bösen Airlines, die den Passagieren durch Flugausfälle und Verspätungen die Urlaubsfreude absichtlich vergällen und dann nicht einmal sofort die Ausgleichsleistung nach der EGV 261/2004 zahlen wollen – man liest es überall. Dass die Branche tatsächlich beinahe vor dem Kollaps steht, hat Jim Callaghan bereits in einem sehr lesenswerten Artikel herausgearbeitet. https://www.linkedin.com/pulse/primera-air-bankruptcy-hidden-costs-eu-regulation-jim-callaghan.

Aber es gibt noch andere “Nebenkriegsschauplätze”, der anwaltliche Vertreter einer Fluggesellschaft kennt es nur zu gut – die Koffer-Klage.

Ja, es gehen von Zeit zu Zeit Koffer verloren, und ja, das ist ärgerlich. Zahlt die Fluggesellschaft nicht oder nicht in geforderter Höhe, wird eifrig der Klageweg beschritten. Dabei ist immer häufiger ein Phänomen zu beobachten: anscheinend reisen rund 70 % der Fluggäste mit einem Kofferinhalt in einem Wert von rund 1.200 €. Ein erstaunlicher Zufall!

Ein Blick ins Gesetz, bringt jedoch sogleich Licht ins Dunkel. Gemäß dem Montrealer Übereinkommen ist die Haftung der Fluggesellschaft bei Verlust, Zerstörung, Beschädigung oder Verspätung des Reisegepäcks grundsätzlich auf 1.000 Sonderziehungsrechte (Art. 22 MÜ) begrenzt. Das sind umgerechnet etwa 1.200 €. Mit welcher Nonchalance hier teilweise schlichtweg gelogen wird, ist wirklich erstaunlich. Aber die Wahrheit ist schließlich Ansichtssache.

Doch wenn ein Fluggast, der Prozesskostenhilfe beantragen muss, Unterhosen im Wert von je rund 85 € (Versace Panties 84,95 €!) im Koffer eingepackt haben will, und seine Großmutter das auch bezeugen kann – obwohl sie 83 Jahre alt und die Reise bereits über 2 Jahre her ist, kann diese sich selbstverständlich an den exakten Kofferinhalt erinnern – dann fragt man sich Anwalt schon, wie weit mit der zivilprozessualen Wahrheitspflicht noch her ist.

In diesem Sinne: Frohes Packen!

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